- Baumformen (Busch, Halbstamm, Hochstamm) -

Wer kennt das Problem nicht: Der Apfelbaum im Garten wächst jedes Jahr so stark und trägt nie Früchte. Man fragt sich, was hat man falsch gemacht? Liegt es am Baum oder an der Pflege? Hat man die richtige Baumform gewählt? Liegt es am Schnitt?
Nun können einige dieser Punkte verantwortlich für starkes Wachstum sein. Aber ein häufig gemachte Fehler ist vor allem die Wahl der falschen Baumform. Man hat einen starkwüchsigen Hochstamm gepflanzt statt eines mittelstark wachsenden Halbstammes oder schwach wachsenden Buschbaumes. Solche Bäume neigen dann zu sehr starkem Wuchs, dem dann durch ebenso starken Schnitt entgegen gewirkt wird. Meistens hat das einen ebenso starken Austrieb zur Folge, was wiederum durch Schnitt einzudämmen versucht wird. Ein Teufelskreis also.
Fruchtansatz ist dann ebenso wenig möglich, da häufig das junge Holz entfernt wird, das im Folgejahr Blüten bilden würde. Da man beim Apfel 2-3 jähriges Holz zur Blütenbildung braucht, ist es kein Wunder wenn der Baum nie zur Frucht kommt. Und Frucht bremst den Wuchs.

Die verschiedenen Wuchsformen der Obstgehölze
Was sind denn überhaupt Buschbäume, Halbstämme und Hochstämme – und für welchen Zweck sind die jeweiligen Baumformen gedacht?
In der Baumschule werden die gewünschten Obstsorten zumeist auf sogenannten Unterlagen veredelt. Unterlagen sind spezielle Jungpflanzen, die die Wurzeln für den neuen Baum liefern. Je nach Wahl der Unterlage lassen sich dem Baum verschiedene erwünschte Eigenschaften hinzufügen, beispielsweise starke oder schwache Wuchskraft, robuste Gesundheit, gute Fruchtqualität und ähnliches.

Schwachwachsende Unterlagen (M 26, Pi 80) fördern den kompakten Wuchs des Baumes und dadurch einen frühen Ertrag.
Aus solchen Kombinationen lassen sich Buschbäume, Spindelbüsche oder auch Spalierobst erziehen.
Der Buschbaum ist geeignet für kleine Gärten und gute Lagen. Er braucht oft zeitlebens einen Pfahl und eine freie Baumscheibe ohne Unkrautbewuchs. Seine Krone beginnt in einer Höhe von ca. 60 cm. Die Gesamthöhe des Baumes beträgt je nach Sorte nur 2-4m. Es handelt sich um sehr früh tragende Bäume (Erntebeginn meist schon nach 2 Jahren), die gute Fruchteigenschaften mitbringen. Dadurch sind sie aber meist etwas früher erschöpft als andere Baumformen.
Ein Buschbaum kann bis zu 20-25 Jahre alt werden, ein Halbstamm bringt es auf bis zu 60 Jahren und ein Hochstamm kann sogar über 100 Jahre alt werden.
Spindelbüsche sind ebenfalls kleine Baumformen. Es handelt sich nur um eine andere Erziehung der Pflanze ohne Kronenaufbau. Der Baum entwickelt keine Leitaste. Die Seitenäste sind spiralförmig wie bei einer Spindel am Stamm verteilt. Durch herunterbinden erzielt man frühen Ertrag. Dadurch kann man viel Platz sparen. Teilweise sind Pflanzabstände von nur 1,20 m möglich. Die Höhe ist etwa gleich wie beim Buschbaum.

Der Halbstamm wird auf mittelstark wachsende Unterlagen wie MM111 oder M106 veredelt.
Man erwartet Bäume von ca. 3-5 m Höhe und Breite, die nach etwa 3-5 Jahren in den Ertrag kommen. Sie sind ideal für Gärten und Wiesen. Der Kronenansatz hier liegt bei Niederstämmen bei 100cm, bei normalen Halbstämmen 1,20-140 cm. Sie erreichen nicht so große Wuchshöhen und sind insgesamt gut mit einer Leiter zu beschneiden und zu beernten. Der Fruchtertrag ist gut.

Der Hochstamm wird auf sogenannten starkwüchsigen Unterlagen veredelt. Entweder Typenunterlagen wie A2 oder auf Sämlingsunterlagen wie in unserem Fall auf Bittenfelder Sämling.
Sie sind sehr starkwüchsig bis zu 8-10 m hoch und breit und brauchen sortenabhängig 5-10 Jahre bis sie in den Ertrag kommen, da sie erst ein stabiles Kronengerüst aufbauen müssen. Dafür sind sie aber sehr standfest und langlebig. Die Erträge sind häufig sehr hoch. Manchmal wechseln die Ernten aber von Jahr zu Jahr. Der Baum alterniert sozusagen. Diese Bäume können sehr alt werden, teilweise bis über 100 Jahre. Sie werden auf Streuobstwiesen gepflanzt und dienen dort Jahrzehnte lang als Obstlieferant und landschaftsprägende Bäume.